Gemeindebüro: 035771 64 09 08 | Ev. Pfarramt Bad Muskau Tel. Pfarrbüro: 035771 6 04 07 (AB)
An-ge-dacht » An-ge-dacht: Oktober 2024

An-ge-dacht: Oktober 2024

29.09.2024 | An-ge-dacht

Monatsspruch für Oktober: „Die Güte des HERRN ist’s, dass wir nicht gar aus sind; seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.“

(Klagelieder 3,22-23)

Liebe Leser,

die Klagelieder sind ein Buch der Trauer, geboren aus tiefem Schmerz. Sie wurden in einer der dunkelsten Phasen der israelitischen Geschichte verfasst: nach der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier im Jahr 586 v. Chr. Die Stadt lag in Trümmern, der Tempel – das religiöse und kulturelle Zentrum des Volkes – war vernichtet, und viele Israeliten waren in die Gefangenschaft nach Babylon verschleppt worden. Inmitten dieser Katastrophe wurden die Klagelieder verfasst, die den Schmerz und die Verzweiflung des Volkes Israel in Worte fassen.

Dabei sind die Klagelieder sind nicht einfach nur eine Sammlung von trauernden Gedanken. Sie sind auch ein tiefes Ringen mit Gott. Ob sie vom Propheten Jeremia verfasst wurden, wie es die traditionelle Zuschreibung besagt, ist nicht zu klären. Auf alle Fälle aber bringt der Verfasser das Unverständnis und die Verzweiflung des Volkes über das erlebte Leid zum Ausdruck. Warum musste das passieren? Wo war Gott in all dem? Die Verse sind durchzogen von Fragen, doch die Botschaft der Lieder bleibt nicht in der Klage stecken.

Und genau hier, inmitten der tiefsten Dunkelheit, erhebt sich dieser Vers: „Die Güte des HERRN ist’s, dass wir nicht gar aus sind.“ Es ist fast überraschend, dass man inmitten von Zerstörung und Not von Gottes Güte spricht. Doch gerade dann, wenn alles verloren scheint, erkennt der Verfasser: Gott hat uns nicht völlig verlassen. Die Tatsache, dass wir noch leben, dass wir noch atmen, ist ein Zeichen dafür, dass Gott seine Barmherzigkeit nicht aufgehoben hat.

Was für eine wunderbare Erkenntnis: „Seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende.“ Die Zerstörung Jerusalems war gewaltig, das Leid kaum auszuhalten. Doch Gottes Barmherzigkeit ist größer als das Leid, das die Menschen erfahren. Sie ist „alle Morgen neu“. Der Verfasser erkennt, dass Gottes Gnade nicht abhängig ist von äußeren Umständen. Jeden Morgen ist es möglich, neu mit Gott zu beginnen. Selbst in der Katastrophe bleibt Gott treu.

Diese Worte klingen heute vielleicht besonders tröstend. Auch wir erleben schwierige Zeiten – sei es durch persönliche Krisen oder die Herausforderungen, die uns global begegnen. Vielleicht fühlen wir uns manchmal ebenso verloren wie das Volk Israel nach der Zerstörung Jerusalems.

Doch unser Monatsspruch erinnert uns daran, dass Gottes Treue immer größer ist als unser Leid. Seine Barmherzigkeit wird auch in den schwersten Momenten nicht aufhören.

So sind wir eingeladen, auch in schwierigen Zeiten auf Gottes Güte zu vertrauen. Die Umstände mögen dunkel erscheinen, doch Gott hat uns nicht verlassen. Jeden Morgen dürfen wir neu darauf hoffen, dass seine Barmherzigkeit uns trägt und seine Treue uns nicht im Stich lässt.

Bleiben Sie behütet!

Pfarrer Alexander Stokowski

Eine gesegneten Monat Oktober
wünscht Ihnen der Gemeindekirchenrat Gablenz