Verbrannte Erde – lebendige Hoffnung
„Zu dir rufe ich, HERR; denn Feuer hat das Gras der Steppe gefressen, die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt. Auch die Tiere auf dem Feld schreien lechzend zu dir; denn die Bäche sind vertrocknet.“ (Joel 1,19-20)
Manchmal bleibt uns nur noch der Schrei. Und manchmal fehlt selbst dafür die Kraft.
Das Buch Joel beschreibt eine Welt, die im Feuer untergeht: verbrannte Felder, verdorrte Bäume, vertrocknete Bäche. Alles Lebendige scheint dem Untergang geweiht. Auch die Tiere schreien in ihrer
Not. Und mitten in dieses Bild der Trostlosigkeit ruft der Prophet: „Zu dir rufe ich, Herr.“
Was aber, wenn uns selbst das Rufen schwerfällt? Wenn die Not so groß ist, dass nur noch ein Seufzen bleibt?
Paulus schreibt im Römerbrief davon, dass die ganze Schöpfung seufzt und auf Erlösung wartet (Römerbrief 8,22). Auch das ist Gebet: ein stummes, klagendes Hoffen, das Gott hört. Selbst wenn wir verstummen, bleibt unser Seufzen vor ihm nicht verborgen.
Joel zeigt: In der größten Trostlosigkeit bleibt die Hinwendung zu Gott möglich – sei es laut rufend, leise seufzend oder schweigend hoffend. Gott hört nicht nur unsere Worte, er hört auch unser Schweigen. Und er hat verheißen, dass die Not ein Ende haben wird. Gott selbst spricht von einem neuen Himmel und einer neuen Erde, in denen die Tränen abgewischt werden (Offenbarung 21,1–4). Doch das neue Leben beginnt nicht erst am Ende der Zeiten – es hat schon jetzt begonnen, durch Jesus Christus, der auferstanden ist. Wo heute noch verbrannte Erde ist, kann neues Leben wachsen. Schon mitten in dieser Welt beginnt Gottes Erneuerung.
Darum dürfen wir uns – mit kräftiger Stimme oder mit letztem Seufzen – an ihn wenden: „Zu dir rufe ich, Herr.“ Und gewiss sein: Er hört. Und er wird handeln.
Mit herzlichen Segenswünschen
Ihr Vertretungspfarrer
Alexander Stokowski
Einen gesegneten Monat Mai wünscht Ihnen der Ortskirchenrat Gablenz