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An-ge-dacht: März 2025

27.02.2025 | An-ge-dacht

Andacht zum Monatsspruch für März 2025

„Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken.“ (3. Mose 19,33)
Der Monatsspruch für März stammt aus dem dritten Buch Mose, einem Buch voller Regelungen und Gesetzestexte. In diesem Zusammenhang erinnert das Gesetz das Volk Israel an die Bedeutung von
Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gegenüber Fremden, insbesondere im Hinblick auf die eigene Geschichte der Unterdrückung und des Exils.

Die Israeliten selbst waren Fremde gewesen, unterdrückt und entrechtet. Ihre eigene leidvolle Erfahrung sollte sie lehren, anders mit den Schwachen und Schutzlosen umzugehen.

Gott gebietet seinem Volk, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit walten zu lassen – gerade gegenüber denen, die keine eigene Macht haben. Fremde sollten nicht ausgegrenzt oder benachteiligt werden, sondern als Mitmenschen geachtet werden. Dies war ein zentraler Bestandteil der Torah, der Weisung Gottes für sein Volk, und zeigte sich auch in der sozialen Ordnung des alten Israels, in dem der Schutz von Witwen, Waisen und Fremden eine besondere Bedeutung hatte.

Diese Weisung sollte verhindern, dass sich Unterdrückung und Ungerechtigkeit wiederholen, die das Volk selbst in Ägypten erfahren hatte. Sie ist damit nicht nur ein moralischer Appell, sondern auch eine Erinnerung an die eigene Geschichte und Verantwortung.

Dieser biblische Satz bleibt aktuell. Auch heute begegnen uns Fremde – Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, aber auch solche, die in unserer eigenen Gesellschaft am Rande stehen. Sie sehnen sich nach Annahme, nach einem Platz, an dem sie sich sicher und willkommen fühlen.

Die Frage ist: Wie gehen wir mit ihnen um? Jesus führt diesen Gedanken weiter, wenn er sagt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Mk 12,31). Er macht deutlich: Nächstenliebe beginnt bei uns selbst. Nur wer sich selbst mit seinen Stärken und Schwächen annehmen kann, ist in der Lage, anderen mit echter Liebe zu begegnen. Wer sich selbst angenommen hat, kann offen auf Fremde zugehen, ohne Angst, ohne Vorurteile, sondern mit der Bereitschaft zu echter Begegnung.

Diese Haltung fordert uns heraus. Sie ermutigt uns aber auch, in der Gewissheit zu leben, dass wir selbst von Gott geliebt sind. Diese Liebe befähigt uns, anderen ohne Angst mit Respekt zu begegnen. Sie hilft uns, Brücken zu bauen, statt Mauern zu errichten.

Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass die Bibel keine unkritische Haltung zur Migration fordert. In einem demokratischen Gemeinwesen muss es auch erlaubt sein, auf die Grenzen der aufnehmenden Gesellschaft hinzuweisen und für eine geregelte Integration einzutreten.

Gerechtigkeit und geordnete Strukturen gehören ebenso zur Verantwortung einer Gesellschaft wie Mitmenschlichkeit. Beides miteinander in Einklang zu bringen, bleibt eine Herauforderung für uns alle.

Mit herzlichen Segenswünschen
Ihr Vertretungspfarrer
Alexander Stokowski

Einen gesegneten Monat März wünscht Ihnen
der Ortskirchenrat Gablenz