„Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge. (Apostelgeschichte 26,22)
Das sagt der Apostel Paulus – als Gefangener. Vor König Agrippa steht er, gefesselt an den Händen, aber frei im Herzen. Er nutzt diesen Moment nicht zur Verteidigung, sondern für ein Bekenntnis. Es ist das Zeugnis eines Mannes, der viel erlitten, viel gekämpft, viel geglaubt hat – und gerade deshalb sagen kann: „Gottes Hilfe habe ich erfahren.“
Wie viele Momente hätte Paulus gehabt, in denen er hätte aufgeben können? Schiffbruch. Gefängnis. Ablehnung. Missverständnisse. Sein Weg mit Christus war kein leichter. Und doch blickt er zurück und erkennt: Gott war da. In allem. Durch alles hindurch.
Ich kenne das auch. Manchmal sehe ich Gottes Hilfe nicht sofort. Inmitten einer Krise fühlt es sich oft anders an. Aber im Rückblick erkenne ich Spuren der Gnade: eine Tür, die sich öffnete, ein Mensch, der da war, Trost, der plötzlich spürbar wurde – obwohl ich dachte, es geht nicht mehr. Gottes Hilfe habe ich erfahren. Nicht in Donner und Blitz. Aber in den leisen Momenten, in denen ich getragen wurde, obwohl ich nicht mehr konnte.
Und Paulus sagt mehr. Er sagt: „Bis heute.“ Das Heute ist wichtig. Nicht das Irgendwann. Nicht nur das Früher. Wir leben oft im Stress von morgen oder im Schatten von gestern. Aber Gott ist ein Gott des Jetzt. Seine Hilfe gilt heute – in deiner Müdigkeit, in deinen Aufgaben, in deinem Zweifel, in deiner Freude. Was gestern schwer war, hat dich nicht überwältigt. Du bist heute hier. Und das ist Gnade.
Paulus steht vor dem König – äußerlich angeklagt, aber innerlich frei. Er steht da, weil er nicht geschwiegen hat. Weil er nicht aufgehört hat, von Jesus zu erzählen.
Wer Gottes Hilfe erfährt, wird zum Zeugen. Nicht unbedingt laut, aber echt. Vielleicht nicht auf einer Kanzel, aber im Büro, im Gespräch, im Alltag. Zeuge sein heißt: Nicht perfekt, aber ehrlich sagen können: „Ich bin nicht allein. Ich bin gehalten. Ich bin geführt.“
Nicht jede Geschichte glänzt – aber wenn sie echt ist, leuchtet sie trotzdem. Und das zählt. Menschen brauchen keine perfekten Christen. Sie brauchen glaubwürdige.
Eine gesegnete und erholsame Sommer- und Ferienzeit
wünscht Ihnen der Ortskirchenrat Gablenz und Pfarrerin Miriam Arndt
